Wenn du lieber hören willst, wie genital Gynoug ist – dann hör die die umfangreichere Podcastepisode an, die ich aufgenommen habe! Diese findest du gleich hier.
Waaas, dir sind die Spiele der 90er zu einfach? Du suchst eine Herausforderung? Noch dazu hättest du gerne, dass Engel, verstörende Gegner und ein gigantischer Penis in einem Spiel vereint wären? Na dann habe ich ja genau das Richtige für Dich – Gynoug, auch bekannt als Wings of Wor, schafft es diese essentiellen Inhalte in ein sidescrolling Shoot-Em-Up der leicht frustrienden Art zu packen.
Die Story ist bis ins allerletzte Detail durchdacht und hoch komplex: Das Böse hat die Welt „Iccus“ erreicht. Noch bösere Mutanten, unter der Führung vom unendlich bösen „Destroyer“ fallen über eure Welt her, was euch dezent gegen den Strich geht. Wor, einer der „geflügelten Menschen“, macht sich also auf dem Weg, um dem Destroyer den Gar aus zu machen. Ist natürlich nicht so einfach wie es sich anhört, aber glücklicherweise beherrschen die Geflügelten diverse Zaubersprüche.
Die rote oder die blaue Pille?
Also stellen wir die Anzahl der Leben hoch auf 5 und belassen den Schwierigkeitsgrad bei Easy um zumindest den Hauch einer Chance zu haben. Auch wenn Gynoug anfangs nicht sonderlich schwierig anmutet, zieht der Schwierigkeitsgrad mit steigendem Level an. Spürbar. Glaubt mir.
Damit ein wenig Abwechslung ins Spiel kommt und euch etwas unter die Flügel gegriffen wird, dürfen Powerups natürlich nicht fehlen. Wie so Einiges bei Gynoug ist aber auch das PowerUp System keine Standardkost. Federn bringen euch Geschwindigkeit, Blaue Kugeln ändern euer Feuermuster und rote Kugeln stärken eure Feuerkraft. Solltet ihr eines eurer Leben verlieren (und das werdet ihr garantiert), verliert ihr gnädigerweise nicht gleich sämtliche Upgrades, sondern nur einen Teil davon. Zusätzlich könnt ihr eine Reihe von Spezialattacken in Form von Schriftrollen einsammeln, welche größtenteils gar nicht einmal so sinnvoll erscheinen. Leider richtet ihr meist mit eurem normalen Schuss mehr schaden an, als mit vielen der Spezialattacken!
Gynoug ist Gynoug!
Besonders das überaus schräge Grafikdesign hebt Gynoug aus der Masse an Schmups hervor. Eine Mischung aus diversen Epochen wie Mittelalter und altem Griechenland, ein wenig Steampunk, ein wenig Biomechanik und ekelhafte Mutationen, garniert mit „normalen“ Gegnern bringen recht viel Abwechslung ins Spielgeschehen. Ach in Sachen Leveldesign haben sich die Designer nicht lumpen lassen. Von der Höhle bis zum Castlevania-Schloss, vom Himmel bis zum Inneren eines Organismus treibt sich der geflügelte Held überall rum. Sogar unter Wasser fliegt ihr umher (Grüße von Spongebob). Ein sagen wir mal „Augenschmaus“ sind die Zwischen-, und Endgegner. Diese größtenteils biomechanischen Teile könnten aus der Feder von H.R. Giger himself stammen. Tun sie aber nicht, also wars wohl eher ein Japaner, der abgelaufene Medikamente eingeworfen hat. Besonders lustig wird es in der finalen Runde, denn diese ist ein Boss Raid mit ausgewählten End-, bzw. Zwischengegnern in schwierigerer Form. Fluch und Segen sind die zusätzlichen Grafikeffekte: Zwar wirken manche Level aufgrund der Farbwahl wie ein schlechter LSD-Trip, allerdings sind sie trotzdem unglaublich schön anzusehen. Leider leidet oft die Übersicht darunter. Mir ist schon klar, dass das Absicht ist, was die Sache aber nicht weniger frustrierend macht.
Besessen habe ich Gynoug damals zwar nicht, allerdings lieh ich es aus einer Videothek. Ich weiß noch genau, dass mich der hohe Schwierigkeitsgrad instant abschreckte, weshalb ich Gynoug recht schnell wieder zurück brachte und dafür ein anderes Spiel auslieh.
Heute:
Gynoug wurde zwar nicht einfacher, allerdings wurde ich geduldiger. Naja ein wenig zumindest. Die Grafikeffekte sind teilweise sehr schön und auch beeindruckend. Der butterweich-rotierende Hintergrund zeigt, was der MegaDrive so drauf hatte. Der Sound hingegen ist allerdings maximal Mittelmaß – da wäre sicherlich noch mehr drin gewesen. Das Gameplay ist solide, wobei der Schwierigkeitsgrad keinesfalls zu unterschätzen ist. Manche Passagen sind recht unfair – da hilft nur stures Auswendiglernen mancher Levelteile. Wer Schmups etwas abgewinnen kann und/oder ein Fan von ziemlich bizarren Grafikdesign ist, wird mit Gynoug seine Freude haben.
Interessant, ist das erste Mal, dass ich von diesem Spiel lese. Über Gynoug bin ich weder damals, noch in den letzten Jahren, wo ich oft nach Retrotiteln geschaut habe gestoßen. Aber gut zu wissen, dass es wohl noch eine Menge trashiger Shmups da draußen gibt, die man noch kennen lernen kann.
Ist auf jedem Fall einen Blick wert. Es ist schon etwas trashig und sicherlich kein „Must Have“, aber eben auch kein schlechter Titel. Wahrscheinlich bist du nicht drauf gestoßen, da er meines Wissens Mega-Drive exklusiv und (daher?) auch eher unbekannt war.