Ich habe euch schon von meinem Atari Lynx erzählt, der eigentlich gar nicht mir gehörte. Nicht etwa, weil ich ihn gestohlen hatte, sondern weil ich ihn mir für einen etwas längeren Zeitraum von einem Freund auslieh – mit dessen Einverständnis natürlich. In dem beiliegenden Konvolut an Spielen war unter Anderem ein Titel, der sich von allen anderen abhob: Chip´s Challenge.
Hier steht das Denken im Mittelpunkt. Zwar ist bei einigen Levels bzw. Passagen auch etwas Geschick gefragt, allerdings kommt man nicht weit, wenn man die Kombinationsgabe einer Getränkedose hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Chip´s Challenge kennt ist relativ hoch, da es für alle möglichen Systeme portiert wurde. Aufgrund der Einfachheit des Spielprinzips ist es jedoch ideal für eine Runde zwischendurch, oder für unterwegs auf euren Atari Lynx.
Magst bei unserer Bande dabei sein?
Die Story ist einmal etwas Anderes: Ihr müsst Niemanden retten, besiegen, oder selbst von irgendwo entkommen. Ganz im Gegenteil, ihr setzt vollkommen freiwillig und ohne triftigen Grund euer Leben aufs Spiel: Ihr seid der Obernerd Chip McCallahan und möchtet in den Bit Buster Club aufgenommen werden. Hierfür müsst ihr allerding erst die Challenge meistern, vor die euch Melinda, the Mental Marvel (auf die ihr insgeheim auch steht) stellt. 148 Rätsel müssen gelöst werden. 148 Level voller tödlcher Gefahren – dass nenne ich mal Aufnahmeprüfung.
Nur ein toter Bug ist ein guter Bug
Rein theoretisch ist die Aufgabe recht einfach: Ihr müsst in jedem Level die erforderliche Anzahl an Chips sammeln und dann heil durch das Ausgangsportal schreiten. Innerhalb eines Zeitlimits versteht sich. Zusätzlich müsst ihr aufpassen, dass ihr euch nicht versehentlich einsperrt, ertrinkt, verbrennt oder in einer Falle gefangen werdet. Auch kriecht in vielen Runden allerlei Getier durch die Levels – angefangen beim obligatorischen Bug, bis zum zähneklappernden Gebiss. Die Gegner in Chip´s Challenge sind in unterschiedliche Bewegungsmuster gezwungen, wodurch ihr recht gut abschätzen könnt, wie ihr ihnen entkommen könnt. Findet sich einmal kein Ungeziefer in einer Runde, könnt ihr euch sicher sein, dass das Puzzle dafür umso knackiger ist.
Es ist ein dreckiger Job
Damit das Ganze nicht so schnell langweilig wird, sorgen spezielle Spielblöcke für Abwechslung. So gibt es BoulderDash ähnliche Dreckblöcke, die abgegraben werden können, Schotter kann nur von Chip betreten werden, unsichtbare Wände sorgen für blutige Nasen – im Gegensatz zu Fake-Wänden, die für Verwirrung sorgen. Die Wirkung von rutschigen Eisbahnen, Förderbänder, sowie das tödliche Feuer und Wasser (ja, unser Nerd kann nicht schwimmen) kann mit den entsprechenden Powerups ausgeschaltet werden, sofern sie verfügbar sind. Erdwürfel versperren euch den Weg, können aber Sokoban-Kisten-like verschoben werden. Praktisch, wenn ihr mal keine Brücke zur Hand habt, denn ein mal ins Wasser geschoben, könnt ihr darauf laufen. Solltet ihr keine Lust mehr haben, könnt ihr später dank sehr einfach gehaltener Passwortfunktion einfach weiterspielen.
Ganz Ehrlich: Ich habe keine Ahnung, wie weit ich Chip´s Challenge gespielt habe. Trotz Passwortfunktion habe ich jedes Mal wieder von Neuem begonnen, da die Anfangslevels noch wunderschön einfach sind man dadurch schnell mit Erfolgserlebnissen belohnt wird.
Heute:
Auch heute kann man Chip´s Challenge noch sehr gut spielen. Zumindest wenn man sich mit der auch für Lynx Verhältnisse eher zweckmäßigen Grafik abgefunden hat. Da die Levels recht kurz sind, ist Chip´s Challenge das perfekte Spiel für unterwegs. Oder fürs Klo…
Ich habe Chips Challenge auch Zuhause. Mein Lynx möchte ich demnächst mit einem neuen TFT modden lassen. Das ursprüngliche Display macht tatsächlich nicht so viel Spaß. Zumindest nicht in 2018.
Über einen Lynx habe ich tatsächlich auch schon nachgedacht. Da passt dein Review ganz gut. Für das Alter finde ich auch die Grafik noch ganz ansprechend. Man muss nur seine Ansprüche nach unten schrauben:)
Der Lynx ist ein super Gerät und war, wie der Game Gear, seiner Zeit Voraus. Zu weit voraus, da die verwendeten Komponenten einfach zu energiehungrig waren und dadurch die Batterielaufzeiten jenseits von Gut und Böse sind. Mit modernen, guten Akkus bekommt man dies aber in den Griff. Meines Wissens ist der Lynx das einzige Handheld, welches auch für Linkshänder geeignet ist und welches für manche Spiele hochkant gehalten werden musste. Ein wirklich tolles Ding! André hat übrigens einen tollen Lynx Artikel auf VSG veröffentlcht.