Dem ein oder anderen könnte Usagi Yojimbo auch außerhalb der Videospielszene ein Begriff sein. Es handelt sich hierbei nämlich um ein Spiel mit Comicvorlage, welche seit Anfang der 80er Fans in seinen Bann zieht. Bis heute erscheinen übrigens immer wieder neue Abenteuer des klingenschwingenden Hasen und auch den Teenage Mutant Ninja Turtles griff er schon unter die Arme.
Usagi Yojimbo erschien allerdings nicht nur für den Commodore 64, auch Benutzer des Sinclair ZX Spectrum und des Amstrad CPC wurden im Jahre 1988 mir einer Version beglückt, auf die ich ebenfalls ganz kurz eingehen werde.
Irgendetwas stimmt mit Hasi nicht
Samurai Warrior: The Battles of Usagi Yojimbo ist ein Beat em Up – Adventure Mischmasch von Beam Software und wurde von Firebird veröffentlicht. Gleich zu Beginn ein Fun Fact: Wenn man weiß, dass Beam Software ein Jahr zuvor Bop’n’Rumble kreiert hat, kann man die Ähnlichkeit kaum übersehen. Allerdings ist Usagi Yojimbo politisch nicht gar so inkorrekt und hat etwas mehr Tiefgang – allerdings ists auch nicht so witzig. Aber warum zieht eigentlich unser Playgirl-Bunny Miyamoto Usagi durch das feudale Japan? Weil er sich rächen will, und zwar bei Lord Hikiji. Der hat nämlich den Panda Fürst Noriyuki, der Usagi schon ein, zwei Mal das Leben gerettet hat, entführt. Ach ja, und obligatorischerweise hat er auch Usagis Vater getötet. Die Sau.
Aber da hat er sich mit den falschen Löffelpaar angelegt. Gefährlicher als das Killerkaninchen bei den Rittern der Kokosnuss wandert unser einsamer Hasen-Bodyguard unaufhaltsam von links nach rechts um Fürst Noriyuki zu befreien und ganz nebenbei den doofen Lord Hikiji vom Genpool zu entfernen.
Karma Chameleon
Also ran an den Joystick, Spiel gestartet und los gehts! Wer nun wie vom wilden Drachen gebissen vorstürmt und alles was sich bewegt in kleine Häppchen zerlegt wird rasch bemerken, dass dies zu einem recht raschen Tod führt. Nicht etwa weil man bei Kämpfen taktisch vorgehen muss, sondern weil sich aufgrund des ausgefeilten Karmasystems unser Usagi sein eigenes Schwert durch den Leib bohrt, wenn sein Karma auf Null fällt. Karma zu bekommen ist nun keine Hexerei. Einfach bewaffnete Gegner vom Bildschirm fegen und am Besten ein paar Bauern Geld geben. So steigt das Karma schnell auf einen Wert, den Earl Hickey vor Neid erblassen lässt. Es gibt mehrere Möglichkeiten, Karma zu reduzieren. Die Offensichtlichsten wären Unschuldige umbringen oder vor ihnen das Schwert ziehen (Zugegeben hängt das Eine mit dem Anderen zusammen). Natürlich ist keiner so doof und geht absichtlich auf unschuldige Bauern und Mönche los, allerdings verkleiden sich auch böse Buben als solche um und dann hinterrücks anzugreifen. Schwieriger ist es, die japanische Netiquette einzuhalten. Verabsäumt man, sich vor sozial höhergestellten Personen zu verbeugen, kann es gut sein, dass dieser beleidigt seine Bodyguards auf euch hetzt. Genauso eingeschnappt sind sie übrigens auch, wenn man ihnen Geld geben will.
Natürlich kann euch niemand (außer eurem Karma) daran hindern, dem hochnäsigen Etepetete-Snob den Gar aus zu machen, und seine Geldbörse einzustecken. Wer auf Nummer sicher gehen will, lässt brav sein Schwert stecken und ist immer freundlich zu den Einwohnern. Verbeugt man sich höflich, geben sie manchmal nützliche Tipps – zum Beispiel wo sich ein getarnter Bösewicht herumtreibt.
Make love, not war
Miyamoto Usagi hat zwei Modi drauf. Während er sich im „Peaceful Mode“ befindet, schreitet er, begleitet von der repetitiven, aber durchaus coolen und atmosphärischen Musik, durch die schönen, japanischen Landschaften. Hier kann er springen, sich verbeugen und Geld hergeben. Letzteres sieht eher aus wie das Zeigen einer Polizeimarke, aber dafür wären wir in der falschen Epoche. Im „Fighting Mode“ mit gezogenem Schwert fallen Verbeugen und Geld geben weg, denn die Zeit der Freundlichkeit ist hier vorbei. Dies signalisiert auch das Umschwenken der Musik, denn nun wird das Geschehen mit einer Kampfmusik untermalt. Stattdessen kann aus verschiedenen Richtungen angegriffen werden. Klingt simpler als es ist, da mit einem kurzen Druck auf den Feuerknopf pariert und mit einem etwas längerem Druck angegriffen wird. Hält man den Feuerknopf gedrückt, hebt Usagi sein Schwert für einen mächtigen Schlag. Ist ein Gegner tot löst er sich in eine Totenkopfrauchwolke auf – teilweise nachdem er den Kopf verloren hat. Das Schwert gleich nach vollendeter Arbeit weggesteckt und schon gehts mit der Wandermusik weiter. Die Schwertkämpfe sind nicht gerade einfach, besonders wenn die Ninjas beginnen, mit Ninjasternen nach euch zu werfen. Auch bei den Zwischengegnerdrachen kann Usagi schneller als man „Bis zum Mond und wieder zurück hab ich dich lieb“ sagen kann tot in einer Blutlache liegen.
In den schön gestalteten Dörfern gehen die Einwohner Tätigkeiten wie Kehren nach oder spazieren umher. Größtenteils entgegnen die Dorfbewohner Usagi unheimlich freundlich, sofern unser Hasi ihnen den notwendigen Respekt erweist. Um verlorene Energie aufzufüllen kehrt Usagi in den Inn ein und kauft, sofern er über das notwendige Kleingeld verfügt, ein Schüsselchen Futter. Dies ist kein banales „ich gebe Geld und schwupps ist meine Energie aufgefüllt“. Usagi kniet sich wie es sich gehört hin und isst mit Stäbchen seine Mahlzeit. Geld verdient er durch getötete Gegner oder durch Glücksspiel, wobei auch hier ein gewisses Startkapital von Nöten ist. Hier kann man rasch zu einen kleinen Vermögen kommen, zumindest wenn man mit einem Großen startet. Bezahlt wird übrigens in Ryo – eine alte, japanische Währung, die der ein oder andere vielleicht aus manchen Animes (oder aufgrund Bildung) kennt.
Er läuft länger, und länger, und länger…..
Um den Wiederspielwert zu heben gibt es nicht nur einen Weg ans Ziel. an bestimmten Stellen könnt ihr zwischen zwei Abzweigungen wählen, welche mal einen leichten und mal einen etwas stärkeren Einfluss auf das Spiel haben. So sind bestimmte Herausforderungen nur verfügbar, wenn ein bestimmter Weg eingeschlagen wurde. Zwar gibt es keine Sackgassen, aber es können Usagi Belohnungen entgehen.
Leider ist Samurai Warrior: The Battles of Usagi Yojimbo trotz Allem recht kurz – in 20 bis 30 Minuten hat ein geübter Spieler das Spiel durch. Laut einem Interview mit den Spieledesignern in der Retrogamer sollte das Spiel eigentlich viel komplexer werden. Mehr Pfade, die ein komplett anderes Abenteuer eröffnen, eine größere, offenere Welt, Nebenquests und mehrere Endsequenzen. Ebenfalls wurde das Karmasystem zusammengeschnitten. Geplant war ein echtes Reputationssystem, welches Einfluss darauf haben sollte, wie die Dorfbewohner mit Usagi umgehen. Leider haben die Designer die Hardwarelimitierungen der damaligen Systeme unterschätzt, weswegen Hasis Abenteuer auf das uns Bekannte beschnitten werden musste.
Kennen Sie diesen Jungen?
Wie eingangs erwähnt gab es mehrere Ports der Abenteuer von Usagi Yojimbo. Die Amstrad CPC Version ist augenscheinlich die Schönste, dafür hat nur die C64 Version die wunderschöne Musik. Tja, und die Specci-User müssen ganz ohne Musik auskommen – außer im Titelbildschirm. Und größtenteils ohne Farbe. Wer allerdings nun denkt, dass es sich um einen unschönen Port handelt, der irrt. Zwar ist das Spielgeschehen monochrom, dafür richtig schön gezeichnet und hoch aufgelöst. Die Sprites sind sogar ein Stück größer als am Commodore 64.
Die Aufgaben sind die Gleichen und auch das Spielerportrait ist bei allen Varianten vorhanden. Dieses nette „Passfoto“ zeigt ähnlich Doom den Zustand des Spielers und ändert sich je nach Situation. Sogar daran, dass er beim Essen nach unten sehen muss, wurde gedacht. Und genau diese Details machen den Titel so spielenswert. Die Sprites sind verhältnismäßig riesig und die Animationen wunderschön. Auch die Musik der C64 Version kann ich nicht genug loben – obwohl es nur drei Tracks gibt. Es ist unglaublich befriedigend das Schwert wegzustecken und die Musik nach dem Wegstecksoundeffekt einsetzt. Samurai Warrior: The Battles of Usagi Yojimbo hat nicht nur einen Comic als Vorlage, es sieht auch so aus und spielt sich wie einer. Solltet ihr euch als C64 Fanboy bezeichnen und Samurai Warrior: The Battles of Usagi Yojimbo nicht kennen – schämt euch 😉
Nun, ich weiß, dass ich Usagi Yojimbo öfter gespielt habe. Ebenfalls bin ich mir ziemlich sicher, dass ich das Karma-System als kleiner Videospieler nicht verstanden habe. Unseren Pandafürsten habe ich auch das ein oder andere Mal befreit, allerdings wahrscheinlich eher mit Trainer. Auch dass es sich um einen Pandafürsten handeln soll, und nicht um ein Mädchen war mir nicht bewusst. Naja, sooo gut zu erkennen ist das nun auch wieder nicht.
Heute:
Ob ihrs glaubt oder nicht, wenn man das komplette Spiel (also auch die Sache mit dem Karma) verstanden hat, machen die Kämpfe von Usagi Yojimbo noch mehr Spaß. Die Schwertkämpfe sind durchaus anspruchsvoll – vor Allem, wenn man von mehr als einem Gegner angegriffen wird. Anspruchsvoll ist hierbei vielleicht sogar noch untertrieben, denn in der zweiten Spielhälfte sind die Gegner sauschwer! Dafür sind die Sequenzen zwischen den Kämpfen umso entspannender.