Zero Tolerance hat auch die BPjM gezeigt und warf es auf den Index,
aber glücklicherweise hatten wir dieses Problem in Österreich nicht und konnten überall die Uncut-Version kaufen. Ein Ego-Shooter für das MegaDrive – wie cool ist das denn? Ich hatte zwar schon Ego-Shooter Erfahrungen auf dem MegaDrive mit *hüstel* Corporation *hüstel* gemacht, aber die waren eher suboptimal…
Aber lassen wir uns nicht die Stimmung verderben und reden lieber von einem guten Spiel. Zero Tolerance hat neben der Tatsache, dass es ein Ego-Shooter ist noch eine Besonderheit: Einen Coop-Modus! Ich selbst bin zwar leider nie in den Genuss gekommen, da hierfür 2 Spiele, 2 Megadrive, 2 Fernseher und 1 Linkkabel (Verbunden per Joystick-Port!) notwendig war.
Schluss mit der langweiligen Technik, kümmern wir uns um das Spiel selbst. Abgrundtief böse Aliens haben die Raumstation Europe-1 angegriffen und besetzt. Noch dazu wurde das nukleare Kühlsystem beschädigt und eine Kernschmelze steht bevor. Da das natürlich eine dezent doofe Sache ist, müssen wir die Sache ausbaden – der Elitetrupp Zero Tolerance.
Nicht nur die Liebe ist rot
Dieser Elitetrupp besteht aus 4 wählbaren Personen,
welche auch gleichzeitig unsere „Leben“ sind –
sind alle tot ist das Spiel vorbei. Der Soundtrack des Spiels hat sich, so einfach er auch ist, in mein Hirn eingebrannt. Theoretisch könnte wahrscheinlich sogar meine kleine Tochter die Musik auf ihrem Bontempi-Keyboard nachspielen, jedoch sorgt gerade dieser monotone Soundtrack für Spannung. Die Levels sind ganz schön knackig, da jede Ebene erst gesäubert werden sollte, bevor man ins nächste Level schreitet.
Ein besonderes „Eye-Candy“ ist das Blut (was wohl für
die Indizierung gesorgt hat): Nicht nur, dass das Blut der Aliens und Menschen an die Wand spritzt und dann langsam die Wand runterläuft, sind sogar die Leichen animiert. Ja, richtig gelesen – allerdings beschränkt sich die Animation auf das Blut, welches nach der Niederstreckung noch munter aus dem Leichnam sprudelt. In der zensierten Version wurde das Blut grün eingefärbt, die Menschen durch die Aliens der späteren Levels getauscht und die Handgun als Pickup entfernt (da keine Menschen mehr vorhanden)
Besser als Doom?
Ja und nein. Klar hat Doom eine weitaus bessere
Framerate und bietet einen größeren „Blickwinkel“
(Das eigentliche Spiel nimmt bei Zero Tolerance vielleicht ein Drittel des Bildschirms ein), jedoch bietet Zero Tolerance gleich 4 wählbare Figuren, sowie die Möglichkeit zu springen und sich zu ducken. Automap haben beide Spiele – mit einen Druck auf die Start Taste erscheint die Karte, welche von 2 männlichen, weißen Handen gehalten wird. Sieht nett aus, wirkt aber ungewollt komisch wenn der weibliche oder der dunkelhäutige Character am Zug ist…
Ebenfalls bietet Zero Tolerance die Möglichkeit, mittels Feuerlöscher Flammen den Gar aus zu machen oder Gegner mit einem Flammenwerfer abzufackeln, dafür stehen insgesamt weniger Waffen zur Verfügung. Auch die Umgebung ist „zerstörbar“ – manche Wände, Geländer und dergeleichen weisen nach Beschuss Beschädigungen auf. Klingt nach einem Spaß für die ganze Familie? Ist es auch! Und so schreitet man froh und munter durch die Levels, welche teilweise mit 20, manchmal aber auch mit 60 Gegnern bestückt sind, und treibt den Bodycount in schwindelerregende Höhen.
The Fast and the Brainless
Zero Tolerance kann, sofern man auf Speedruns steht,
in nicht einmal einer Stunde durchgespielt
werden. Mal abgesehen davon, dass diese Spielweise stinklangweilig ist, gibts ein weiteres Problem: Verliert man alle Soldaten darf man von vorn beginnen. Zwar gibt es eine Speichermöglichkeit (Passwortsystem), allerdings wird das Passwort nur ausgespuckt, wenn die Etage komplett gesäubert wurde und kein Alien mehr lebend herumkriecht. Aufgrund der hohen Levelzahl bietet Zero Tolerance – wenn man jeden Gegner vernichten will – stundenlangen spielspaß, denn das kann aufgrund der Trägheit der Spielfiguren etwas dauern…
Wer Zero Tolerance noch nie gespielt hat, sollte das unbedingt nachholen. Die Grafik ist trotz der ruckelnden Bewegungen sehr gut (man darf nicht vergessen, dass man auf einem MegaDrive spielt) und die Soundkulisse stimmig (sogar an Fahrstuhlmusik wurde gedacht). Die Steuerung ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Die Buttonbelegung ist zwar vollkommen okay, jedoch steuern sich unsere Helden wie kleine Panzer. Ebenfalls positiv werte ich, dass darauf verzichtet wurde, krampfhaft irgendwelche Puzzles in das Spiel einzubauen. Genau genommen gibt es überhaupt keine Puzzles – nicht mal versperrte Türen.
Zero Tolerance war einfach nur cool: Ego-Shooter, Blutspritzer an der Wand, die Stimme, welche jedes Pickup bestätigt und jeden Level ankündigt. Es gibt einfach Nichts, was ich damals an dem Spiel nicht cool fand! Durchgespielt habe ich es allerdings nie – genau genommen könnte ich mich nicht mal daran erinnern, einen Endgegner gesehen zu haben…
Heute:
Auch heute finde ich das Spiel noch sehr gut, wenn auch aufgrund anderer Faktoren. Die Grafik ist für ein MegaDrive-Spiel beeindruckend, Springen und Ducken ungewöhnlich und das Link Kabel einzigartig. Das Fehlen unnötiger Rätsel ist sehr angenehm, einzig die träge Steuerung trübt das Spielerlebnis ein wenig. Klar, bei BattleFrenzy ist der Bildausschnitt größer und es gibt sogar einen SplitScreen-Coop, allerdings ist Zero Tolerance das erwachsenere Spiel.
Das Spiel sieht wirklich sehr cool aus, alles dabei was zu einem ausgewachsenen FPS gehört. Das kleine Bild dürfte auf heutigen TV-Geräten verschmerzbar sein, ich kann mir aber gut vorstellen dass viele es damals, als nicht jeder einen TV ab 50 Zoll im (Kinder)zimmer stehen hatte, am liebsten mit der Lupe gespielt hätten. 🙂
BattleFrenzy und Zero Tolerance dürften wohl meine ersten Kontakte mit Ego-Shootern gewesen sein, aber so richtig gepackt haben die mich erst mit Unreal und Quake 2.
Das sind aber auch beides absolute Meilensteine, ich habe neulich erst wieder etwas „Quake 2“ gespielt (Blogbeitrag kommt noch ;)), immernoch ein fantastischer FPS und einer meiner liebsten bis heute!