Jeder hat zumindest eines davon: Ein Spiel, welches zwar unglaublich einfach aufgebaut ist, aber trotzdem auf unerklärliche Weise fesselt. Artillery Duel ist so ein Kandidat und auch noch ein Sonderfall: Nicht nur, dass die Interaktion des Spielers auf zwei Variablen beschränkt ist, hat dieser Titel kaum Flow. Aber hey, wir sprechen von einem Spiel aus dem Jahre 1983, da verzeiht man schon den ein oder anderen Schnitzer. Außerdem kam die Cartridge Version des Atari als „Double Ender“ mit Chuck Norris Superkicks im Gepäck. Ein Double-Feature der Sonderklasse: Spannende Duelle treffen so auf eine Ausgeburt der Videospielhölle. Artillery Duel kann somit als Kopf des Cartridges verstanden werden, während Superkicks der…. nunja, ihr wisst schon was ich meine. Aber weg vom Stuhlgang und hin zu nervenzermürbenden Zweispielerpartien!
Duuuudi dum dum, Duuudi du duuudi dum dum…
Das Spielprinzip ist denkbar einfach und millionenfach umgesetzt und abgewandelt worden. Spieler 1 muss Spieler 2 abschießen, kann aber nur Winkel und Kraft des Schusses festlegen. Für Spieler 2 gilt genau das Gleiche – außer dass er Spieler 1 und nicht sich selbst liquidieren will. Egal ob Gorillas, Scroch, Worms oder Shellshock – ich wage zu behaupten, dass so gut wie jeder von euch schon mal eines dieser Spiele gespielt hat. Haben beide Spieler einmal ihren Rang gewählt, wird eine idyllische aber zerstörbare Berglandschaft, begleitet von der schlumpfigen Overtüre von William Tell und Vogelgezwitscher auf den Schirm gemalt. Wörtlich. Hier vergeht schon mal eine gewisse Zeit bis plötzlich mit einem bedrohlichen BAM die beiden Kriegsmaschinen erscheinen.
Babadabaaaaaaam. Katakatatsching!
Ist einmal die Runde fertig aufgemalt und die Panzer platziert, ist man auch schon mitten im Spielgeschehen. Schnell mal Winkel und Kraft bestimmt und….moooooment! Schnell geht hier leider gar nix. Zwar haben die rotierenden Anzeigen zugegebenermaßen einen gewissen Flair und erzeugen Spannung, allerdings können durch das langsame durchscrollen der Zahlen unfaire Situationen entstehen. Besonders wenn einer der Spieler einen höheren Rang (=Handycap) gewählt hat, denn dies reduziert die Rundenzeit auf bis zu 15 Sekunden. Nicht zu verachten ist die sich ständig ändernde Windstärke, welche bei solch einem Spiel schon fast obligatorischer Bestandteil ist. Erstaunlich für ein Spiel aus dem Jahre 1983 ist das Schadensmodell. Wird ein Panzer getroffen, muss die Runde nicht zwingend beendet sein. Erst wenn der Schaden über 50% beträgt, löst sich das Gefährt in seine Bestandteile auf. Und: Man kann den Schaden der Pixelhaufen sogar sehen! OK, ist natürlich nicht atemberaubend, aber ein wirklich cooler Effekt!
Badadadap dap dap, badadadap dapdapdapdap!
Apropos cooles Feature: Als „Zielhilfe“ wird die ungefähre Einschlagstelle auf einem Schwarz-Weiss-Monitor dargestellt. Bild in Bild sozusagen. Musik gibts nur am Anfang und Ende des Levels, aber das ist vielleicht auch ganz gut so. Die Stille, welche durch das gelegentliche Rauschen des Radars und dem Fiepen der Schusseinstellungen unterbrochen wird, hat was für sich. Ist eine Runde zu Ende wird der Punktestand angezeigt und zwei Soldaten marschieren den Bildschirm entlang. Theoretisch könnte Artillery Duel übrigens unendlich lange gespielt werden, denn ein Ende gibt es keines – schade dass mangels KI der Einspielermodus fehlt. Trotzdem ist Artillery Duel ein tolles Spiel. welches ich jedem weiterempfehlen kann.
Ich habe Artillery Duel geliebt, nur ar es leider gar nicht so einfach jemanden zu finden, der es mit mir spielte. Aber halb so schlimm, dann spielte ich eben gegen mich selbst. War zwar nicht genau so lustig, machte aber trotzdem Spaß. Jedes Mal fand ich es aufs neue lustig, wenn am ende der Runde einer der Soldaten nicht rechtzeitig kehrt machte und zurück rannte. Ich war damals offenbar noch einfacher zu begeistern als heute…
Heute:
Ja, auch im Jahr 2018, ganze 35 Jahre nach dem Erscheinen des Klassikers, macht er immernoch Spaß. Und ja, auch heute spielt keiner mit mir….
Artillery Duel ist ein zeitloser Spaß. Über die Jahre wurde es immer wieder aus der Kiste gekramt und hat stets treue Dienste geleistet. Das einfache aber effektive Spielkonzept begeisterte zuletzt meine Kinder und mich ebenfalls noch in 2018. Gehört ganz nach oben in die Zwei-Spieler-Charts. Danke für Deinen schönen Bericht Leo!