Mini hier, Mini da. Die Minikonsolen vom C64 bis Playstation sind in aller Munde und erfreuen sich größtenteils großer Beliebtheit. Zumindest bis auf die Playstation Classic und dem TheC64. Sämtliche Konsolen, die nicht Mini im Namen tragen gehen wie das Atari Retro Handheld eher unter. Zurecht? Wir werden sehen…
Das “neue” Handheld mit offizieller Atari Lizenz wanderte genauso wie der Go-Retro! von Retro-Bit kürzlich in meinen Einkaufskorb. Beide tragbaren Konsolen haben ihre Vor-, und Nachteile und stammen offensichtlich vom gleichen Hersteller. Um den GO-Retro! kümmere ich mich allergings ein anderes Mal – heute geht es allein um den Atari Blaze.
Das Design
Das Design ist Fluch und Segen zugleich. Offensichtlich hat man sich hierbei wirklich mühe gegeben, da unheimlich viele Details des Atari 2600 (bzw. dessen Joystick) übernommen wurden. Angefangen von den “Rippen” über die pseudo-Holzoptik bis hin zur Form. Es ist schon auf dem ersten Blick klar, um was für ein Gerät es sich handelt. Das Steuerkreuz, welches dem Feuerknopf des CX40 nachempfunden ist, ist etwas gewöhnungsbedürftig und diagonale Richtungen damit anzugeben gar nicht so einfach. Die zwei Feuerknöpfe, die wie das Steuerkreuz mit der Atari-Joystick-Umrandung verziert sind, sind nett aber zumindest der zweite Button komplett unnütz. Schön ist, dass auf eine extra Reset-Taste verzichtet wurde. Die Kehrseite des Designs ist die Ergonomie. Beim Spielen liegt die hintere Unterkante des Handhelds auf meinen Mittelfingern auf. Da diese Kante nicht wirklich abgerundet ist, kann längeres Spielen recht unangenehm werden. Aber schalten wir das Ding einmal ein.
Die Spiele
Gleich nach dem Einschalten wird klar: Das Ding heißt ja gar nicht Atari Blaze. Nein, es trägt den innovativen Namen “Atari Retro Handheld” und ist nur “Powered by: Blaze” geht doch locker von den Lippen oder? Es wurden zwar satte 50 Spiele in die Konsole gepackt und komplett auf irgendwelche neuen Homebrew-Bonus-Brauchtkeinmensch-Spiele verzichtet, aber ihr könnt euch vorstellen, dass trotzdem einige Lückenfüller dabei sind. Die komplette Spieleliste wäre:
- 3D Tic-Tac-Toe
- Adventure
- Air-Sea Battle
- Asteroids
- Black Jack
- Bowling
- Breakout
- Canyon Bomber
- Casino
- Centipede
- Circus Atari
- Crystal Castles
- Demons to Diamonds
- Desert Falcon
- Dodge ’em
- Double Dunk
- Fun With Numbers
- Golf
- Gravitar
- Haunted House
- Home Run
- Human Cannonball
- Maze Craze
- Millipede
- Miniature Golf
- Missile Command
- Night Driver
- Off the Wall
- Pong – Video Olympics
- Quadrun
- Radar Lock
- Realsports Football
- Realsports Tennis
- Realsports Volleyball
- Sprintmaster
- Star Raiders
- Steeplechase
- Stellar Track
- Street Racer
- Submarine Commander
- Super Baseball
- Super Breakout
- Swordquest: Earthworld
- Swordquest: Fireworld
- Swordquest: Waterworld
- Tempest
- Video Checkers
- Video Chess
- Video Pinball
- Yar’s Revenge
Logisch sind einige Klassiker wie Adventure, Asteroids, Centipede und Yars Revenge dabei, jedoch sucht man Evergreens wie Pitfall, Space Invaders, River Raid und Frogger vergebens. Ist schon klar, hat sicherlich lizenzrechtliche Gründe. Das verschriene E.T. – The Extraterrestrial wäre aber zumindest nett gewesen.
Dafür finden sich unglaublich beliebte Titel wie “Fun with Numbers” und “3D Tic Tac Toe”, welche damals jedes Kind fast rund um die Uhr spielte, in der Liste 😉
Naja, da uns ein breitgetretenes “was wäre wenn” nicht weiter hilft, spielen wir mal ein paar Spiele.
Die Emulation
Aber halt! Bevor wir uns ans Spielen machen ein kleines Wort zum Menü. Gleich vorweg – es gibt keine Einstellmöglichkeiten. Gar keine. Zero. Nada. Dafür ist die Oberfläche aufgeräumt und übersichtlich. 5 Seiten à 10 Spiele sind anwählbar, wobei in der linken Hälfte das Spielecover dargestellt wird. Nett.
Nun, man muss sich bewusst sein, dass es sich bei jedem Spiel um eine Emulation handelt. Wir sprechen hier aber nicht von der guten Emulation, sondern eher von Emulation Marke AT Games. Dass der Sound nun nicht 100%ig akkurat emuliert wird, war ja fast anzunehmen. Doof ist allerdings, dass der Sound nicht nur mies klingt, sondern auch noch mit einer Verzögerung ausgegeben wird. Es gibt keinerlei Ruckler oder sonstige Flackerei, wie zB beim Mega Drive Flashback, dafür kommt das kleine Ding mit gewollter Flackerei des Bildes nicht ganz klar. Entweder schafft es der Emulator nicht, oder das Display ist zu träge. Apropos Display: Das LCD ist schön, allerdings mit 2,1″ recht klein. WIRKLICH klein. Ebenfalls neigt es zu spiegeln, was schon das schießen der Fotos zu keinem leichten Unterfangen machte.
Die Technik
Das Atari Retro Handheld bietet neben dem obligatorischen Kopfhöreranschluss auch einen A/V Ausgang. Mangels Kabel konnte ich diesen zwar nicht testen, allerdings bezweifle ich, dass ich ein Composite-Signal auf meinem 65″ Fernseher sehen will. Ebenso ist seitlich ein Micro-USB Anschluss vorhanden, welcher sich jedoch im Gehäuseinneren versteckt und von außen nicht zugänglich ist. Mit diesem USB Anschluss kann weder auf den Speicher zugegriffen werden, noch etwaige Akkus geladen werden. Er dient nur zur direkten Stromversorgung des Gerätes. Wahrscheinlich ist dem QM bewusst geworden, dass das Spielen mit eingestecktem Kabel an der rechten Seite so gut wie unmöglich ist….
Auf was leider komplett verzichtet wurde, ist die Möglichkeit eines zweiten Spielers. Wenn nun nur Spiele dabei wären, die keinen zweiten Spieler benötigen, wäre diese Tatsache zwar doof, aber halb so schlimm. Allerdings war das Hauptaugenmerk der Spieleauswahl wohl eher auf Billig und Masse. So steht zum Beispiel bei Maze Craze, Air Sea Battle und Street Racer der zweite Spieler einfach nur doof herum. Ich kann mir spaßigeres vorstellen. Ebenso problematisch sind Pong-Klone wie Breakout, Circus Atari und Pong – Video Olympics. Die Steuerung mit der Stererkreuzdisc ist so dermaßen ungenau, dass diese Spiele einfach keinen Spaß machen. Auch Centi- und Millipede haben schon eine einfachere Steuerung erlebt.
Fazit
Nun klingt das ganze ziemlich negativ. Tja, ist es auch. Das Atari Retro Handheld ist hübsch anzusehen und sorgt für kurzweiligen Spaß. Die Auswahl der Spiele würde ich noch durchgehen lassen wenn es die Möglichkeit eines zweiten Spielers gäbe. Zu viele der Spiele sind auf zwei Spieler ausgelegt. Die Schwächen des Emulators kommen noch hinzu. Für 45 Euro wird hier ganz einfach zu wenig geboten. Investiert das Geld lieber in die Atari Vault. Die gibts für knapp 10 Euro auf Steam bzw. teilweise um 5 Euro im Einzelhandel. Damit habt ihr mehr Spiele, sowie lokalen und sogar online Multiplayer. Nur in die Hosentasche stecken, das könnt ihr die Atari Vault nicht.