Wie damals erwähnt, habe ich am Black Friday ein wenig Retrozeugs gekauft, welches teilweise in unglaublich grauslichem Zustand war. Da im Internet einige Möglichkeiten kursieren, um alte Gerätschaften wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen, habe ich einmal ein paar davon ausprobiert.
Sanfter Start ohne falschem Gebiss
Um nicht gleich mit dem Chemiepresslufthammer zu kommen, waren meine ersten Tests mit normalem Spülmittel und Korega Tabs. Gerade die Tabs eignen sich ideal dafür, Schmutz aus der kleinsten Ritze zu lösen. Bei hartnäckigen Verschmutzungen sollte man eher zu Spülmittel und Bürste greifen. Da viele alte Geräte mittlerweile mehr oder weniger stark vergilbt sind, ist das nur der erste Schritt. Denn gegen Vergilbungen hilft dies gar nicht. Da müssen schon schwerere Geschütze aufgefahren werden.
Chlor und gefährliche Cocktails
Die erste Testreihe führte ich mit einer unglaublich vergilbten Tastatur eines Commodore 64 durch. Natürlich löste ich erst einmal vorsichtig alle Tasten (was wirklich super mit einem Löffel funktioniert) und leerte die Tasten in ein Einmachglas. Nun fügte ich Reinigungschlor vom Supermarkt dazu. Erst verdünnt im Verhältnis 1:3, dann 1:2 und zu guter Letzt pur. Jeweils 24 Stunden ließ ich die jeweilige Suppe einwirken, gebracht hat es aber Nichts. Die Tasten waren um keinen Deut heller geworden.
Warnung: Kommt gar nicht auf die Idee, irgendwas ins Chlor zu mischen! Ich tat es und war was das Ergebnis? Ein extrem penetranter, schwefeliger Geruch in der ganzen Wohnung, den ich nicht mehr so einfach los wurde. Es können auch giftige, geruchlose Gase entstehen, also lasst es lieber bleiben. Wirklich.
Wasserstoffperoxid und Retrobright
Ihr habt wahrscheinlich schon mal von Retrobright gehört, oder etwa nicht? Hauptbestandteil der Retrobright-Mischung ist Wasserstoffperoxid, gemischt mit Oxi-Action und Xanthan-Gum zum Eindicken. Doch was tun, wenn nicht alle Mittelchen zur Verfügung stehen? Eines vorweg: Ohne UV-Bestrahlung tut sich einmal gar nix. Da gerade Winter ist und im Winter bekannterweise die Sonne nicht die stärkste ist, muss Ersatz her. Ich benutzte eine handelsübliche 9W UV Lampe, welche auch für Fingernägel zum Einsatz kommt.
Wasserstoffperoxid pur (11,9%) hatte nach 24-Stündiger UV Bestrahlung keinen Effekt. Schuld war das fehlende Oxi, welches SPARSAM verwendet werden sollte. Es ist nicht so, dass ihr eine hochgefährliche Reaktion verursacht, wenn ihr zu viel Oxi reinkippt. Wenn ihr aber keine Lust an einer nicht so gesunden Schaumparty habt, versucht es mal mit einem halben Teelöffel auf 250ml. Diesmal war es so weit – die Vergilbung wurde aufgehellt. Leider aber nicht so wie ich es mir erhofft hatte. Die „Bleichung“ ist sehr unterschiedlich ausgefallen, da die Bestrahlung nicht gleichmäßig war. Bekamen Tasten kein UV Licht ab, war der Effekt eher mäßig.
Also: Einlegen in Wasserstoffperoxid ist nicht wirklich eine ideale Lösung. Funktioniert es zwar bei kleineren Teilen, würde bei größeren Teilen zu viel H2O2 verschwendet werden. Um dies zu verhindern ist eigentlich der Xanthan-Gum da, weil dies die Suppe eindickt und streichbar macht,
Die Fertiglösung
Ich habe den Tipp bekommen, doch einfach Entwicklercreme aus dem Friseurbedarf zu verwenden. Hier war ich offen gestanden wirklich skeptisch, da ich das zum ersten Mal hörte. Ich erstand einen Liter 11.9%ige Entwicklercreme und suchte mir, da die Tasten ja schon etwas gebleicht waren, ein neues Opfer. Ein Game Boy, gelber als das Gebiss eines Rednecks, wurde zerlegt, seiner Innereien beraubt, eingepinselt und mi ein paar Krümeln Oxi „garniert“. Nach 24 Stunden UV-Lampe staunte ich nicht schlecht, da die Vergilbung deutlich schwächer geworden war! Weitere 48 Sunden später war davon gar nichts mehr zu sehen. Die Maserung und der Aufdruck des Game Boys sind noch in einwandfreiem Zustand. Spitze, da die Creme schon fertig zur weiteren Verwendung ist. Kein Herumpatzen, einfach aufstreichen. Ein klein wenig fleckig ist das Bleichergebnis, da die Creme eingetrocknet ist. Ist aber nicht so schlimm. Hier hätte eine wesentlich stärkere UV-Lampe geholfen, da dies die Bleichdauer wesentlich verkürzt hätte.
Die Creme pur bringt ohne dem Oxi funktioniert übrigens auch was, also kann man sich das Oxi, und damit eine nicht unwesentliche Kostenquelle, bei dieser Version auch sparen. Ich empfehle, das Teil zusätzlich in Frischhaltefolie zu verpacken, damit die Creme nicht gar so schnell austrocket und flecken bildet.
Fazit
Ich persönlich bleibe beim Spülmittel und Handbürste bei einfachen Verschmutzungen, bzw. der Entwicklercreme gegen den Gilb. Die Creme ist einfach zu handhaben un gebrauchsfertig, was will man mehr? Große Stücke wie einen C64 werde ich wohl mangels starker UV Quelle erst im Sommer bleichen können – da muss ich noch ein wenig Geduld haben.
Hi, ich hab auch so austrocknugsflecken, ätzend.
Hab es nochmal gebleicht, aber nicht weg bekommen.
Hast Du eine Möglichkeit gefunden diese Flecken weg zu kriegen ?
lg
Hi Marko!
Nein, leider hab ich hierfür noch keine Lösung gefunden. Am Besten viel Mittel verwenden, das Ganze sehr gut einpacken und rechtzeitig wieder abspülen. Ich hab ein C64 Gehäuse, welches nach einem….sagen wir mal Bleichexperiment….unglaublich fleckig wurde. Weg bekommt man die Flecken fürchte ich nicht mehr (wenn sie recht stark sind). Da hilft nur noch lackieren.