Am falschen Dampfer? Zu Murder on the Mississippi habe ich eine wesentlich umfangreichere Podcastepisode aufgenommen! Diese findest du hier.
Wer kennt sie nicht, die Adventures der Pre-Maniac Mansion Zeit: Nimm dies, benutze das, N,S,O,W, und alles durfte man schön per Hand eintippen. Bei allen Adventures? Nein, eine kleine Softwareschmiede Namens Activision veröffentlichte mit Murder on the Mississippi ein Adventure, welches komplett ohne Tastatur auskam – und das noch vor den bekannten Lucasarts-Klassikern!
Apropos Lucasarts: Boris Schneider haben wir auch hier die grandiose, deutsche Übersetzung zu verdanken. Wobei dies höchst inoffiziell geschah, aber da drücken wir mal ein Auge zu…
Schafft ihr es den Mörder zu entlarven? Ist vielleicht unser Held das nächste Opfer? Und was zum Geier ist eine Gaffel? All dies erfährt ihr in den nächsten Zeilen.
Aktenzeichen XY ungelöst
Der Meisterdetektiv Sir Charles Foxworth und sein Diener Regis sind auf einer Schiffsreise. Wie es der Zufall so will geschieht genau auf dieser Reise ein Mord, denn Raleigh Cartwright der Dritte hatte einen akuten Anfall von Tod und liegt blutüberströmt in seiner Kabine. Nun müssen wir den Mordfall klären, bevor die Delta Princess ihren Zielhafen erreicht.
Und hier haben wir schon die erste Besonderheit: Zeitdruck! Drei Tage haben wir Zeit, bevor unser guter Ruf im Argen ist, aber keine Sorge – wirklich Druck übt dies nicht aus, denn die Tage dauern sehr lange.
Listen to the dialogue and take notes
Gesteuert wird Murder on the Mississippi, wie kann es anders sein, mit dem Joystick. Die Tastatur benötigt ihr kein einziges Mal. Sir Charles reagiert direkt auf die Joystickeingaben, mittels Feuerknopf wird das Interaktionsmenü aufgerufen. Und so klappert man nach dem Leichenfund erstmal alle offenen Kabinen ab und spricht mit den Passagieren des Schiffes, die beim Betreten der Kabine mit einem zur Person passenden „Jingle“ eingeleitet werden. Natürlich sammelt Sir Charles auch Indizien und befüllt sein Notizbuch. Letzteres ist eines der Hauptprobleme des Spiels. Es ist zwar wirklich nett, dass die Aussagen der Passagiere notiert werden können, allerdings sind diese Notizen nicht nur als Erinnerung gedacht. Den ein oder anderen Verdächtigen müsst ihr mit einer Notiz konfrontieren, und wenn der Wortlaut nicht passt, versteht die Person die Notiz nicht. Das Problem hierbei ist, dass ihr die Aussage in eine einzige Zeile zusammenfassen müsst. Dies bedeutet, aus den vorhandenen Wörtern der teils langen Texte einen Satz bilden.
Der Schlüsselmeister
Da die Delta Princess offenbar nicht ausgebucht ist, sind einige Kojen unbenutzt und verschlossen. Aber nicht verzagen, Henry fragen! Henry aus dem Maschinenraum hat die Order, euch jede Türe aufzusperren. Dies ist aus zwei Gründen recht mühsam wenn ihr nicht wisst, welche Räume wichtig sind: Erstens sperrt Henry immer nur eine Türe auf, dann müsst ihr ihn wieder holen. Zweitens solltet ihr vor dem Betreten dieser Räume immer speichern, da ihr hier schneller sterben als ihr morsche Planken sagen könnt. Planken die von der Decke fallen oder ein Fall durch den morschen Boden – die Delta Princess ist in einem recht desolaten Zustand. Und nicht zu vergessen der Mordanschlag mit der Messerfalle in Kabine 16…
Und der Mörder ist…..
Auch wenn ich euch den Killer verraten würde, bringt euch das herzlich wenig. Erst einmal müssen genügend Indizien gesammelt werden, und zweitens muss das Ganze auch noch bewiesen werden. Hierfür ist es unumgänglich, bestimmte Personen mit Notizen zu konfrontieren, sonst kann sich der Täter schneller rausreden als ein Politiker.
Eines ist jedoch sicher: Wenn ihr einen Passagier beschuldigt, ist Murder on the Mississippi zu Ende. Entweder habt ihr das gute Ende mit der Aufklärung der Agatha Christie-Gedenk-Story vor Augen, oder ihr bekommt das „Bad Ending“ zu sehen. Zweite Chance gibt es übrigens keine, also auch hier lieber mal vorher abspeichern.
Ich habe Murder on the Mississippi geliebt. Vor Allem die Komplexität des Spiels hat es mir angetan – da waren mir auch die Fallen recht egal. Durchgespielt habe ich es damals jedoch nie.
Heute:
Auch heute noch gefällt mir Murder on the Mississippi wirklich gut. Auch wenn die Sache mit dem Notizbuch den Spielespaß etwas trübt, bleibt immernoch ein schönes Spiel. Die Grafik, der Umfang und vor Allem die Musik kann sich für ein C64er Spiel aus 1986 allemal sehen lassen! Durchgespielt habe ich es übrigens diesmal schon (Mit Komplettlösung) – das Video zeigt in etwa 3/4 des Spiels.
P.S: Eine Gaffel ist ein Stück Rundholz mit „Haken“, welches beweglich an einem Mast angebracht ist und schräg nach oben zeigt. Fragt mich nicht was das Ding im Maschinenraum eines Dampfers zu suchen hat…
Um die einleitende Frage gleich mal zu beantworten: Gaffel ist eine Traditionsbrauerei aus Köln. 🙂
Ich kannte das Spiel bisher nicht, bin mir aber ziemlich sicher, dass es mir früher auch gefallen hätte. Es sieht echt sehr schmuck aus, ich mochte Rätsel schon immer und Spiele, die sich mit einem Controller spielen ließen erst recht. Gibt es nur eine feste Lösung oder variiert das u. U. bei jedem Spiel?
Leider gibt es eine feste Lösung. Ich denke es wäre für die damalige Zeit einfach zu komplex gewesen, sämtliche Dialoge für jeden Mörder zu adaptieren. Das Schöne an Murder on the Mississippi ist, dass die Auflösung (die trotzdem Geschmackssache ist) kein ödes „Der Mörder ist X, weil Y“ ist, sondern eine nette Geschichte mit Motiv, Techtelmechtel und Wendungen. Trotz teils seltsamen Designentscheidungen ein schönes Spiel – fast schon ein Geheimtipp, wenn die Sache mit dem Notizbuch nicht wäre….