Heute habe ich mir einen feinen Leckerbissen:
Pit Fighter für das Sega Mega-Drive! Erst wollte ich diese Spiel nicht mit einem Blogeintrag würdigen, aber ich lasse ja mit mir reden 😉
Außerdem: Yesterplay80 hat Rise of the Robots ohne bleibende Schäden reviewt, also schaffe ich das auch!
Zu diesem Spiel habe ich eine ganz besondere Beziehung, da es mich eine wichtige Lektion lehrte: Man soll das Buch(Spiel) nicht nach seinem Einband beurteilen. Mangels Internet, was 1990 nicht weiter verwunderlich ist, tat ich dies aber.
Bevor ich allerdings ins Detail gehe, wird wie immer die Hintergrundstory kurz zusammengefasst: Ihr wollt der ultimative Fight-Champion werden und dabei viel Geld verdienen. Puh, da bleibt einem regelrecht die Spucke weg. Nachdem wir die ausgeklügelte, tiefgründige Story verarbeitet haben, nehmen wir unseren ganzen Mut zusammen, stecken das Modul in den Slot und werfen das Mega-Drive an.
Grüße aus der digitalisierten Welt
Begrüßt werden wir von einem Intro, welches gar nicht mal so schlecht aussieht. Digitalisierte Bilder bzw. Animationen werden in der Art eines Comic-Panels auf den Fernseher geworfen und sollen uns jeden spielbaren Charakter näher bringen. Das liest sich jetzt aufwändiger als es wirklich ist, denn spielbare Charaktere gibt es ganze 3 (in Worten: drei) Stück: Einen Wrestler, einen Kickboxer und einen Martial-Arts-Kämpfer. Diese unterscheiden sich in Geschwindigkeit, Kraft und Agilität. Nachdem wir uns für einen Kämpfer entschieden haben, werden wir ins digitalisierte Kampfgeschehen geworfen.
Über Drogen und Waffen
Nicht nur, dass die Grafik eher mittelmäßig ist (darüber könnte man hinwegsehen, schließlich war es eines der ersten Spiele mit digitalisierten Charakteren), sind die Animationen unglaublich miserabel bis gar nicht vorhanden. Gekrönt wird das Ganze durch eine Kollisionsabfrage, welche genauso schmerzhaft unpräzise wie ein parkinsonkranker Zahnarzt ist. Die vorhandenen Waffen (diese liegen entweder am Boden oder werden den Zuschauern abgenommen) haben den Detailgrad eines C64er Spiels und die Durchschlagskraft einer weichgekochten Karotte. Dass die Wurfsterne wie kleine, weiße Hakenkreuze aussehen, fällt da gar nicht mehr ins Gewicht. Nicht zu unterschätzen ist die „Power-Pill“, wodurch Ihr für kurze Zeit stärker werdet, mehr einstecken könnt und gleichzeitig unkontrolliert zu blinken beginnt. Diese macht die Kämpfe etwas einfacher und Pit-Fighter pädagogisch noch wertvoller.
6 Knöpfe sind 3 zu viel
Neben der unterirdischen Kollisionsabfrage gibt die träge Steuerung, kombiniert mit der schrecklichen Buttonbelegung, jeglichen Spielespaß den Rest. Apropos Buttonbelegung: 6-Button-Controller werden nicht unterstützt, wodurch für manche Moves mehrere Tasten gleichzeitig gedrückt werden müssen. Neben Schlagen, Treten und Springen kann unser Kämpfer auch einen Überwurf, sowie seinen Powermove und Sprungtritt ausführen – und natürlich blocken. Warum man gerade fürs Blocken, was einer schnellen Reaktion und Durchführung bedarf, A und C gleichzeitig drücken muss, ist schwer nachzuvollziehen…
Solltet Ihr vermuten, dass jeder Kämpfer ein Arsenal an Special Moves ausführen kann (schließlich sind es ja die Besten, der Besten, der Besten, Sir), muss ich euch leider enttäuschen – bis auf den Power Move mittels gleichzeitigem Drücken von A,B und C sind unsere Kämpfer eher motorisch eingeschränkt. Übrigens: Nach jedem erfolgreich durchgeführtem Power-Move sieht sich unser Kämpfer gezwungen, eine Siegerpose einzunehmen, was nicht nur zeit kostet, sondern auch unseren Kämpfer verwundbar macht.
Fazit:
Pit-Fighter bietet neben mäßiger Grafik und grauenvollen Animationen nicht nur eine Kollisionsabfrage aus der Hölle, sondern auch eine Steuerung, welche eine querschnittsgelähmte, einbeinige Kuh auf Valium blitzschnell erscheinen lässt. Um Langzeitmotivation zu vermeiden wurden zum Wohle des Spielers nur 3 spielbare Kämpfer inkludiert und die Angriffsmöglichkeiten auf ein homöopathisches Minimum beschränkt.
Ich kaufte mir Pit-Fighter mit meinem hart angesparten Taschengeld, da das Cover vielversprechend aussah. Ein Prügelspiel mit realistischer Grafik, was kann da nur schief gehen? Relativ viel, wie sich bald herausstellte…
Heute:
Jetzt spielt sich Pit-Fighter auch nicht besser als Damals, denn ein schlechtes Spiel bleibt ganz einfach ein schlechtes Spiel. Auch heute ist ein dreiwöchiges Wachkoma unterhaltsamer als eine Runde Pit-Fighter. Pit-Fighter gehört allerdings trotzdem in jede anständige Sammlung, aber macht lieber nicht den Fehler und spielt eine Runde. Spielt es nicht. Wirklich nicht.
Und damit ihr es nicht selbst spielen müsst, hier das Gameplay Video der digitalen Katastrophe – Ansehen auf eigene Gefahr!
Um „Pit Fighter“ habe ich bisher auch immer einen Bogen gemacht, das wirkte auf mich schon immer wie ein billiger Abklatsch von Mortal Kombat ohne dessen Spielspaß. Offenbar hat mich mein Gespür da nicht enttäuscht.
Mein Respekt dafür, dass Du das „Durchgezogen“ hast, wohl wissend, das das Spiel schon damals eher schlecht war. Über die Top-Spiele schreibt jeder; gerade deshalb finde ich es gut, das Du mal eine Ausnahme gemacht hast. Es gab eben auch viele mittelmäßige und auch schlechte Spiele. Ich habe mir erst Dein Video angesehen. Du hast Dich wacker geschlagen. Das Zusehen hat vermutlich mehr Spaß gemacht, als das Spielen selbst. Ich kenne Pit Fighter nicht. Aber so schlecht, wie Du es im Artikel beschrieben hast fand ich es nach dem Video gar nicht.
Ich Danke für dein Kommentar 🙂
Ich habe auch eher vor, über weniger bekannte Spiele zu schreiben, denn das hundertste Mario oder Sonic review hat wenig Sinn…
Zu Pit Fighter: Am Anfang geht es auch so, aber bei 3 Kämpfern und den paar Moves wirds unglaublich schnell langweilig. Die Idee ist gut – die Umsetzung nur leider nicht. Es kann aber gut sein, dass ich dem Spiel Unrecht tuhe und einfach nur die Mega-Drive Umsetzung so mies ist. Die Arcadeversion habe ich jedoch nie gespielt und war auch nicht Thema des Reviews 😉