Heute kümmere ich mich mal um den Urvater der Sims: Rags to Riches.
Diesmal wird der Artikel umfangreicher als üblich, da das World Wide Web fast keine Infos über dieses Spiel ausspuckt (Nicht ein mal ein Cover konnte ich auftreiben).
Rags to Riches erschien 1985 für den guten, alten Commodore64. Es wurde mutmaßlich von Bob Keener entwickelt (zumindest ist das dem Titelbild zu entnehmen) und von der Melody Hall Publishing Corp herausgegeben.
Eine kurze Recherche über Bob Keener ergab – nichts. Viele Treffer, nur keiner davon hat im entferntesten mit Videospielen zu tun. Einige davon habe ich blind via Email und Sozialen Medien angeschrieben, nur kam bis heute leider keine Antwort. Wahrscheinlich weil ich nicht der Erste bin, der auf diese glorreiche Idee kam und die angeschriebenen Bob Keeners meine Mail wohl mit den Worten „Nicht schon wieder einer“ entnervt löschten…
Auch von der Melody Hall Publishing Corp. ist neben Rags to Riches und einer Tabellenkalkulation Namens „ValueCalc“ nichts zu finden – haben sie mit R2R Ihre Zukunft geschrieben? Die Melody Hall Publishing Corp wurde von einem gewissen Perry G. Callas in Illinois gegründet. Nun gibt es eine Anwaltskanzlei in Illinois, in welcher ein gewisser Perry G. Callas tätig ist, welchen ich natürlich auch gleich angeschrieben habe, jedoch blieb diese Mail ebenfalls unbeantwortet.
Ihr nehmt die Rolle eines (anfangs) vollbärtigen, langhaarigen Obdachlosen ein und müsst euer Bestes tun, um aus dieser Misere heraus zu kommen. Ausgerüstet mit einem Hut und eurem „Säcken am Stock“ (Wie heißt das Ding eigentlich?) wandert ihr durch die Stadt. Diese besteht aus 4 Teilen mit den innovativen Namen Nord, Süd, Ost und West. Diese 4 Teile stellen auch gleich die 4 Levels des Spieles dar – ein permnentes Reisen zwischen den Abschnitten ist meist nicht notwendig
Kein Alkohol ist auch keine Lösung
Beim Start des Spiel fallen (neben den großen Sprites) gleich einmal 3 Anzeigen auf: Rest/Food, Alcohol und High/College. Die Food Leiste ist selbsterklärend – ist sie leer verhungert man. Wenn allerdings die Alcohol Leiste(zumindest etwas) aufgebaut ist verhungert man zwar nicht, bekommt aber dafür keinen Job. Auch mit Bart und langen Haaren (die man mit genügend Kleingeld beim Friseur los wird) ist eine Anstellung unmöglich. Nebenbei wird man im zotteligen „Zustand“ auch gerne von der Polizei ins Gefängnis gesteckt
Money for Nothing
Zu Geld kommt ihr relativ einfach – denn das liegt in Rags to Riches im wahrsten Sinne des Wortes auf der Straße (Münzen und Scheine), ihr müsst es nur aufheben. Wenn mal nicht genug Geld herumliegt, dann sammelt die ebenfalls am Straßenrand liegenden Flaschen und tauscht sie gegen Bares. Am Müllplatz könnt ihr gleich ein paar Flaschen auf ein Mal einsacken, aber erst nachdem ihr den Wachhund mit Knochen (was sonst…) bestochen habt. Aber Vorsicht: Wird man vom Räuber erwischt, sind die Scheine weg.
Um einen Teil des Geldes vor dem Räuber in Sicherheit zu bringen, wird das gesammelte Geld alle 10 Dollar (also wenn man den 10. Schein erspielt) auf eine Art Konto automatisch einbezahlt. Zwar ist es dann vor dem Räuber in Sicherheit, aber nicht vor dem Finanzamt, welches das Konto beträchtlich dezimiert wenn ihr erwischt werdet. Einzig Münzen und auch Flaschen können euch nicht weggnommen werden. Bargeld und Geld am Konto müsst ihr vor Räubern und dem Staat schützen.
Sweet Dreams
Eine Besonderheit des Spiels (neben der fragwürdigen Rechtslage der Stadt):
Es gibt schon hier einen Tag/Nacht Zyklus, der Einfluss auf das Spiel hat. Manche Shops haben in der Nacht geschlossen und sperren erst wieder in der früh auf, Jobs gibt es zu einer bestimmten Uhrzeit, und auch zur High-School und dem College muss man pünktlich erscheinen. Die Nacht kann jedoch in Unterkünften überbrückt werden, die entweder für eine Nacht, oder gleich für eine Woche mietbar sind (Bei Letzterem lässt ihr auch für die Mietdauer euren Hut liegen).
Come out and Play
Gestartet wird mit einem Zugticket (um andere Stadtteile zu besuchen), einer Flasche, zwei Scheinen und einer Münze. Zuerst versuche ich mal meinen Sammeltrieb zu befriedigen und sammle ein paar Gegenstände ein. Nach wenigen Schritten passiere ich einen Supermarkt und komme zur Suppenküche. Gut so, denn meine Hungerleiste ist bedenklich leer, aber – die Küche macht erst um 11 Uhr auf. Und schon ist die erste Partie zu ende, denn es ist nicht mehr genug Zeit um zum Supermarkt zurückzugehen. Kurze Zeit später bin ich verhungert.
Ich spielte Rags to Riches stundenlang, ohne wirklich weiter zu kommen. Ich war schon froh, als ich das Hotel für eine Woche mieten konnte und ich somit nicht nur den Bart, sondern auch den Hut ablegte. Früher machte uns Frust bei Spielen eben weniger aus…Heute:
Hoher Frustfaktor – so schnell wie in R2R wird man wohl nirgends sein Erspartes los. Ich bin zwar heute schneller vorangekommen (sogar bis zum Schulbesuch) – allerdings auch schneller verhungert, da ich mehr riskierte. Auch wenn Rags to Riches unglaublich schwer und teilweise frustrierend ist, zeigt diese eher unbekannte Perle nicht nur aufgrund des außergewöhnlichen Spielprinzips, wie innovativ Spiele damals sein konnten.
Damit ihr eine Vorstellung des Spielablaufs habt, hier das Gameplay-Video:
Das Spiel sieht sehr witzig aus, auch das Gameplay ist echt mal eine interessante Abwechslung zu den üblichen Verdächtigen. Das schaue ich mir bei Gelegenheit auch mal an. Diese Säcke am Stock kenne ich übrigens als „Wanderbeutel“.